Selbstliebe vs. Egoismus – warum gesunde Selbstliebe nichts mit Egoismus zu tun hat, sondern dich selbst und deine Beziehungen stärkt.
Geschrieben von
Frederik Wilmshöfer
Geschrieben am
25.05.2025
In unserer Gesellschaft gibt es noch viele Vorurteile, die Selbstliebe mit Egoismus verwechseln. Manche fragen sich besorgt: Ist Selbstliebe egoistisch? Die kurze Antwort lautet nein. Tatsächlich stehen Selbstliebe vs. Egoismus in einem Gegensatz zueinander. Gesunde Selbstliebe bedeutet, sich selbst anzunehmen und gut zu behandeln – ohne anderen zu schaden oder sich über sie zu stellen. Egoismus oder Narzissmus hingegen sind von Selbstsucht geprägt: Eigennutz wird über alles gestellt, oft auf Kosten anderer. In diesem Ratgeber räumen wir mit dem Mythos auf, dass Selbstliebe etwas Egoistisches sei, und zeigen klar die Unterschiede zwischen Selbstliebe, Egoismus und Narzissmus.
Nein, Selbstliebe ist nicht egoistisch – im Gegenteil. Wer sich selbst liebt, kümmert sich um das eigene Wohlbefinden, ohne dabei anderen zu schaden oder etwas wegzunehmen. Ein häufiges Gesellschaftsvorurteil lautet, Selbstliebe sei gleichzusetzen mit Arroganz oder Selbstsucht. Doch das stimmt nicht: „Liebe dich selbst!“ ist keine Aufforderung, rücksichtslos zu werden, sondern die Voraussetzung, andere überhaupt lieben zu können. Selbstliebe macht uns unabhängiger von der Bestätigung durch andere und markiert eine gesunde Grenze zwischen starkem Selbstwertgefühl und Narzissmus.
Wahr ist: Egoistisch ist nicht der, der sich um sich selbst kümmert, sondern derjenige, der erwartet, dass andere alles für ihn tun. Mit anderen Worten – sich Auszeiten für die eigene Selbstfürsorge zu nehmen, ist kein Egoismus. Wirklich egoistisch wäre es, von seinem Umfeld dauernd Aufmerksamkeit und Unterstützung einzufordern, ohne selbst etwas zurückzugeben. Selbstliebe bedeutet, Verantwortung für das eigene Glück zu übernehmen, statt diese Verantwortung bei anderen zu suchen. Sie umfasst Selbstakzeptanz, Selbstfürsorge und gesunden Selbstrespekt – Eigenschaften, die alles andere als egoistisch sind.
Auf den ersten Blick mögen Selbstliebe und Egoismus ähnlich wirken, doch sie unterscheiden sich grundlegend. Die folgende Gegenüberstellung zeigt wichtige Unterschiede zwischen gesunder Eigenliebe und selbstsüchtigem Verhalten:
| Selbstliebe (gesunde Eigenliebe) | Egoismus / Narzissmus (Selbstsucht) |
| --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- | ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- |
| Akzeptiert sich selbst mit allen Stärken und Schwächen; handelt aus innerer Zufriedenheit und zur eigenen Gesundheit. | Stellt sich selbst über andere, ignoriert eigene Fehler und handelt primär aus Überlegenheitsgefühl und Eigennutz. |
| Empathisch und rücksichtsvoll im Umgang mit anderen; erkennt Grenzen und lässt anderen ihren Freiraum. | Missachtet die Bedürfnisse und Gefühle anderer; nimmt keinerlei Rücksicht auf Mitmenschen. |
| Benötigt keine ständige Bewunderung oder Bestätigung von außen – der Selbstwert kommt von innen. | Hungert nach Anerkennung und Bewunderung, um sich wertvoll zu fühlen – der Selbstwert hängt stark von externer Bestätigung ab. |
| Führt zu innerem Frieden, emotionaler Stabilität und positiver Ausstrahlung. | Führt zu innerer Leere oder Unsicherheit, oft kaschiert durch Überheblichkeit; belastet langfristig Beziehungen und eigenes Wohlbefinden. |
Beispiel: Wer Selbstliebe praktiziert, gönnt sich regelmäßig Zeit für sich selbst („Me-Time“), um Kraft zu tanken und ausgeglichen zu bleiben. Ein egoistischer Mensch dagegen erwartet oft, dass alle anderen nach seiner Pfeife tanzen und seine Wünsche stets Vorrang haben.
Narzissmus wird häufig mit „zu viel Selbstliebe“ verwechselt, doch das ist ein Irrtum. Ein Narzisst wirkt nach außen vielleicht selbstverliebt, doch in Wahrheit fehlt es ihm an echter Selbstliebe und gesundem Selbstwertgefühl. Narzissmus entsteht meist aus einem inneren Mangel: Narzisstische Menschen spüren eine Leere oder Unsicherheit in sich und versuchen, diese durch Bewunderung von außen zu füllen.
Echte Selbstliebe unterscheidet sich davon grundlegend: Wer sich selbst wirklich liebt, muss anderen nichts beweisen. Selbstliebe basiert auf innerer Stärke, Selbstakzeptanz und Empathie. Ein selbstliebender Mensch ist in der Regel frei von dem Zwang, sich überlegen zu fühlen, und nicht abhängig vom ständigen Lob anderer.
Der Gedanke „Kann man zu viel Selbstliebe haben?“ kommt vielen auf, die nicht egoistisch wirken möchten. Die beruhigende Antwort lautet: Nein, wirkliche Selbstliebe kann man kaum zu viel haben. Gesunde Selbstliebe macht uns zu fühlenden, empathischen Menschen und schließt egoistische Eigenschaften geradezu aus.
Selbstliebe ist etwas Gesundes und Notwendiges – sowohl für dich selbst als auch für dein Umfeld. Sie bedeutet Eigenliebe ohne Selbstsucht und bildet die Grundlage für seelisches Wohlbefinden. Nur wer sich selbst lieben kann, ist wirklich in der Lage, auch anderen Liebe zu geben.
Kurzum: Eigenliebe ist nicht Egoismus. Du darfst dich ruhigen Gewissens selbst lieben und für dich sorgen – denn dadurch wirst du weder zum Egoisten noch zum Narzissten, sondern zu einem zufriedeneren, liebevolleren Menschen, der auch anderen mehr geben kann.
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