Beschreibung
Ein Gefühlstagebuch ist ein persönliches Tagebuch, in dem man täglich seine Emotionen und die auslösenden Ereignisse oder Gedanken festhält. Man notiert ehrlich, was man im Laufe des Tages gefühlt hat (z.B. Freude, Angst, Wut, Traurigkeit) und was diese Gefühle ausgelöst hat. Dabei kann man auch die Intensität der Emotion (etwa auf einer Skala von 1–10) und die Reaktion oder Bewältigungsstrategie festhalten – z.B. “Heute war ich (8/10) ängstlich, als ..., und habe dann ... getan, um damit umzugehen.” Durch das regelmäßige Schreiben werden einem die eigenen Gefühlsmuster bewusster: Man erkennt häufiger auftretende Emotionen, typische Auslöser und neue Zusammenhänge. Das Tagebuch dient als geschützter Raum, um alle Gefühle auszudrücken, ohne bewertet oder unterbrochen zu werden.
Ziel
Das Ziel des Gefühlstagebuchs ist es, die eigenen Emotionen besser wahrzunehmen, zu verstehen und gesund zu verarbeiten. Anstatt Gefühle zu unterdrücken, gibt man ihnen auf Papier aktiv Raum – das allein kann schon Erleichterung verschaffen. Durch die Reflexion lernt man, emotionale Auslöser zu erkennen (z.B. merkt man, dass bestimmte Situationen immer wieder Stress oder Traurigkeit auslösen) und kann so vorbeugend Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Außerdem fördert das Aufschreiben die Akzeptanz der Gefühle: Man sieht schwarz auf weiß, dass alle Emotionen kommen und gehen, was bei negativen Gefühlen helfen kann, sie auszuhalten. Langfristig stärkt das Tagebuch die emotionale Selbstfürsorge – man entwickelt mehr Mitgefühl mit sich selbst und ein Gefühl der Kontrolle, weil man die eigenen Gefühle nicht mehr als völliges Chaos, sondern als verständliche Reaktionen auf Erlebtes wahrnimmt.
Deine Aufgabe
1. Nimm dir täglich (z.B. abends) 5–10 Minuten Zeit an einem ruhigen Ort mit deinem Tagebuch oder Notizbuch.2. Schreibe das Datum auf und notiere stichwortartig oder in Sätzen, welche Emotion(en) du im Laufe des Tages stark empfunden hast. Versuche, möglichst präzise Wörter für deine Gefühle zu finden (z.B. “Frust”, “Angst”, “Erleichterung”).3. Für jede genannte Emotion schreibe kurz dazu, warum oder wobei sie aufgetreten ist. Zum Beispiel: “Ich fühlte mich heute traurig, als ich alleine zu Abend gegessen habe, weil ich mich einsam gefühlt habe.”4. Notiere, wie stark das Gefühl war (etwa auf einer Skala von 1–10) und wie du darauf reagiert hast. Hast du z.B. mit jemandem gesprochen, dich zurückgezogen, Musik gehört oder geweint? Alles darf festgehalten werden, ohne Zensur.5. Sieh dir am Ende jeder Woche deine Einträge durch und schau, ob du Muster erkennst. Gibt es wiederkehrende Auslöser für bestimmte Gefühle? Allein das Erkennen solcher Zusammenhänge kann dir helfen, bewusster mit deinen Emotionen umzugehen.
Warum das funktioniert
Journaling – also das regelmäßige Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen – wird von Psycholog*innen als hilfreiches Werkzeug empfohlen, um überwältigende Emotionen in gesunder Weise zu verarbeiten. Ein Tagebuch wirkt wie ein Ventil: Man gibt belastenden Gefühlen einen Ausdruck auf Papier, anstatt sie im Inneren anzustauen. Auf diese Weise können Angst und Stress reduziert und sogar depressive Symptome gelindert werden. Studien zeigen, dass das Führen eines Gefühlstagebuchs hilft, besser mit Emotionen umzugehen – man erkennt Auslöser und Denkmuster und kann Strategien entwickeln, diese zu ändern. Zudem fand man heraus, dass regelmäßiges Tagebuchschreiben zu weniger negativen Grübeleien führt und den Fokus auf positive Aspekte verstärkt, was insgesamt das Wohlbefinden hebt.